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Wann Stress kippt – und wie Sie rechtzeitig gegensteuern

Stress gehört zum Leben. Aber irgendwann kippt er – häufig zum Jahresende, wenn beruflicher Druck, Weihnachtsstress und soziale Verpflichtungen zusammenkommen. Dann schaltet der Körper nicht mehr runter. Dr. Nina Elberich, Psychologin und Expertin für das Employee Assistance Program (EAP) bei BG prevent, erklärt, wie Sie Warnsignale erkennen, warum viele diese gerade jetzt übersehen und was Ihnen helfen kann, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

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Frau steht am Fenster und guckt nachdenklich raus

Was ist Stress eigentlich?

Dr. Nina Elberich: Stress ist etwas ganz Normales. Er gehört zum Alltag dazu und auch zum Arbeitsalltag. Wir begegnen immer wieder stressigen Situationen: Prüfungen, Deadlines, Projekte, ein Vortrag, der vorbereitet werden muss. Der Körper zeigt dann eine Anpassungsreaktion. Der Puls erhöht sich etwas, man ist fokussierter. Diese Reaktion brauchen wir, um Herausforderungen zu bewältigen. Stress ist deshalb erstmal nichts Schlechtes, sondern stellt Energie bereit.

Worin unterscheidet sich Stress von Überlastung?

Dr. Nina Elberich: Ich würde Stress und Überlastung klar unterscheiden. Bei Stress sprechen wir von einer akuten Reaktion auf eine bestimmte Anforderung. Überlastung entsteht, wenn dieser kurze Zustand zu einem Dauerzustand wird und Erholung kaum mehr möglich ist. Selbst wenn wir versuchen ‚runterzufahren‘, findet keine Erholung mehr statt.

Woran erkenne ich, dass ich nicht nur gestresst, sondern überlastet bin?

Dr. Nina Elberich: Es gibt typische Warnsignale und die können sehr vielfältig sein. Schlafprobleme wie Ein- oder Durchschlafstörungen, Herzrasen oder körperliche Unruhe, Konzentrationsprobleme, Gereiztheit, Rückzug, wenn man Freunde weniger trifft oder Hobbys nicht mehr nachgeht. Nicht jeder Mensch zeigt alle Anzeichen und es gibt keine klare Formel oder einen Grenzwert, um eine Überlastung als solche identifizieren zu können.

Warum übersehen zahlreiche Menschen diese Warnsignale gerade im Dezember?

Dr. Nina Elberich: Zum Jahresende kommen oft mehrere Termine zusammen: beruflicher Endspurt, volle Kalender, private Verpflichtungen und der Anspruch, diesen Herausforderungen auch angemessen gerecht zu werden. Viele Menschen halten durch, weil sie denken, sie müssten alles parallel schaffen. Genau das kann dazu führen, dass frühe Warnsignale untergehen. Körper und Geist schalten schwerer ab, obwohl sie dringend Ruhe bräuchten. Gerade in der Weihnachtszeit lohnt es sich deshalb, bewusster hinzuschauen und Pausen fest einzuplanen.

Warum fällt es vielen schwer, diese Warnsignale rechtzeitig zu erkennen?

Dr. Nina Elberich: Es ist sehr schwierig, Warnsignale überhaupt zu erkennen. Man hat immer mal Kopfschmerzen oder ist mal unkonzentriert – das variiert von Tag zu Tag. Erst wenn Anzeichen dauerhaft auftreten, sprechen wir von Überlastung. Bis man das für sich selbst erkennt und sich das eingesteht, kann es dauern.

Wie schnell merkt man, dass man in Richtung Überlastung rutscht?

Dr. Nina Elberich: Es gibt keine pauschale Antwort darauf, wie lange es dauert, bis jemand von stressigen Momenten in einen dauerhaften Zustand der Überlastung übertritt. Das ist sehr unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Genau deswegen ist es so schwer, Warnsignale als solche zu erkennen.

Was kann ich tun, wenn ich erste Warnsignale bemerke?

Dr. Nina Elberich: Der wichtigste Tipp ist, nicht abzuwarten. Man kann mit Basics anfangen: mehr Bewegung in den Alltag einbauen, Spaziergänge machen, Pausen bewusst einplanen, die Schlafhygiene verbessern und die Screentime abends reduzieren. Diese vermeintlichen Kleinigkeiten haben oft einen größeren Effekt, als man denkt.

Was, wenn diese ersten Schritte nicht reichen?

Dr. Nina Elberich: Manchmal reichen Bewegung oder bessere Schlafhygiene in der Tat nicht aus. Dann sollte man in den Austausch gehen: mit vertrauten Personen, mit der Führungskraft oder man informiert sich über Unterstützungsangebote und nimmt professionelle Beratung in Anspruch.

Was tun, wenn ich merke, dass es mir schlecht geht?

Dr. Nina Elberich: Wenn die Person in letzter Zeit Schlafprobleme hat, sich schlechter konzentrieren kannt, morgens kaum aus dem Bett kommt und nicht weiß, wie sie den Alltag schaffen soll oder sie andere Veränderungen bei sich wahrnimmt, dann könnte es sein, dass sie nicht nur eine stressige Phase durchmacht, sondern schon Anzeichen einer Überlastung zeigt. Dann bitte nicht abwarten. Besser ist es, sie plant Pausen ein, beweg sich und tauscht sich mit Freunden aus. Sie sollte sich nicht scheuen, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

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