Seelische Belastungen wirken sich sowohl im Job als auch in der Freizeit aus. Was Menschen bewegt, wirkt ins Team und ins Unternehmen hinein. Führungskräfte, die Verantwortung übernehmen, schaffen Sicherheit und Vertrauen. So entsteht ein Miteinander, in dem Menschen gesund arbeiten können.
Warum Unternehmen auch Verantwortung für das psychische Wohl ihrer Mitarbeitenden tragen
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Psychische Erkrankungen nehmen zu – und sind längst kein Randthema mehr. Laut Krankenkassen haben sich die Fehltage wegen seelischer Belastungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Depressionen, Angststörungen und Burn-out gehören heute zu den häufigsten Gründen für Arbeitsunfähigkeit. Für Unternehmen bedeutet das: steigende Kosten, Fachkräfteverlust, Know-how-Abfluss und ein Klima, in dem Überforderung Alltag wird.
Darum gilt: Über psychische Gesundheit offen zu sprechen, gehört in Unternehmen dazu. Sie ist keine Privatsache, sondern betrifft auch die Arbeitswelt.
Verantwortung der Arbeitgeber
Unternehmen sind rechtlich verpflichtet, auch psychische Belastungen in Gefährdungsbeurteilungen zu berücksichtigen. Doch Verantwortung geht weiter: Führungskräfte prägen das Betriebsklima. Menschen fühlen sich entlastet, wenn sie merken, dass ihr Arbeitgeber ihre Situation ernst nimmt. Genau das macht den Unterschied: ob jemand sich zurückzieht und innerlich kündigt oder Vertrauen fasst und dem Unternehmen treu bleibt.
1. Employee Assistance Program (EAP)
Das EAP bietet Mitarbeitenden anonyme, vertrauliche und schnelle Beratung – telefonisch, online oder vor Ort. Wichtig: Beratende unterliegen der Schweigepflicht. Unternehmen erhalten keine Kenntnis über Inhalte der Gespräche. So entsteht echte Sicherheit.
Viele Menschen sind schon entlastet, wenn sie wissen: Ich kann jederzeit jemanden anrufen, der zuhört und gemeinsam mit mir nach Lösungen sucht. Zum Beispiel, wenn eine Mitarbeiterin wegen einer Trennung kaum schläft und sich im Job nicht mehr konzentrieren kann. Sie ruft bei der EAP-Hotline an und bekommt sofort Unterstützung. EAP wirkt präventiv, bevor Belastungen eskalieren. Unternehmen zeigen ihre Verbundenheit mit ihren Mitarbeitenden und stärken ihre Motivation.
2. Psychische Erste Hilfe
Psychische Erste Hilfe heißt, Kolleg:innen in akuten Krisen stabil zur Seite zu stehen – ähnlich wie bei körperlicher Erster Hilfe. Dazu gehören Zuhören, Sicherheit geben und Orientierung, bis professionelle Hilfe greift. Schulungen befähigen Mitarbeitende, solche Situationen zu meistern. Ein Fall aus der Praxis: Ein Mitarbeitender eines Kunden wird Zeuge eines schweren Arbeitsunfalls. Er bricht später in Tränen aus, weil ihn die Bilder nicht mehr loslassen. Geschulte Kolleg:innen hören zu, geben Halt und vermitteln professionelle Hilfe. So wird Fürsorge Teil der Unternehmenskultur.
3. Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
Wer länger krank war, hat Anspruch auf ein BEM-Verfahren. Ziel ist eine nachhaltige Rückkehr in den Job – durch stufenweise Wiedereingliederung, Arbeitsplatzanpassung oder begleitendes Coaching. Beispiel: Ein Mitarbeitender fällt nach einer Depression sechs Wochen aus. Mit einem stufenweisen Wiedereinstieg im Rahmen des BEM gelingt die Rückkehr. Richtig umgesetzt, verhindert BEM Rückfälle, erhält Fachkompetenz und zeigt den Mitarbeitenden: Ihr seid uns wichtig.
Ein Netz, das trägt
Psychische Erste Hilfe, EAP und BEM greifen idealerweise ineinander. Psychische Erste Hilfe stabilisiert in akuten Situationen. Im EAP können Mitarbeitende Sorgen offen ansprechen – vertraulich und professionell. Kommt es dennoch zu längeren Ausfällen, sichert das BEM die Rückkehr – angepasst an die individuelle Situation.
So entsteht ein durchgängiges Unterstützungsnetz: von der ersten Ansprache im Team über vertrauliche Beratung bis zur Wiedereingliederung. Unternehmen, die diese Bausteine verbinden, senden ein starkes Signal: Wir sehen dich – und wir schaffen ein Umfeld, das Sicherheit gibt und in dem Menschen gesund arbeiten können.
Der Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober erinnert jedes Jahr daran: Seelische Gesundheit geht uns alle an. Für Unternehmen heißt das, Verantwortung zu übernehmen – nicht irgendwann, sondern jetzt.