Der Sommer ist vorbei. Er hat gezeigt: Die heißen Tage nehmen zu. Mit jeder Hitzewelle steigt das Unfallrisiko. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen rechtzeitig handeln, damit ihre Beschäftigten auch in Zukunft sicher und gesund durch die warmen Monate kommen.
Heiße Tage bergen hohes Risiko und führen zu mehr Unfällen
)
Heiße Tage belasten nicht nur Kreislauf und Leistungsfähigkeit – sie erhöhen auch das Unfallrisiko. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die Wetter- und Unfalldaten zusammengeführt hat: An Tagen mit mindestens 30 Grad Celsius passieren rund 7 Prozent mehr Arbeitsunfälle als bei moderaten Temperaturen. Auf dem Weg zur Arbeit liegt das Plus sogar bei etwa 12 Prozent – vor allem im Straßenverkehr.
Seit den 1950er-Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage in Deutschland verdreifacht. Prognosen deuten darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzt. Hitze wird damit zu einem zentralen Arbeitsschutzthema – mit Folgen für Gesundheit, Sicherheit und Wirtschaft.
Belastung spürbar in Zahlen
Laut einer DAK-Befragung fühlen sich 22,9 Prozent der Beschäftigten stark durch Hitze belastet. Krankmeldungen nehmen an heißen Tagen deutlich zu – Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Neben akuten Gesundheitsproblemen sinkt auch die Produktivität. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) rechnet vor: Hitzebelastung wirkt sich auf die Wirtschaftsleistung so stark aus wie ein halber Tag landesweiter Streik pro Jahr.
Warum Hitze gefährlich ist
Hitze hat gleich mehrere Effekte:
Direkt: Kreislaufbelastung, Erschöpfung, Flüssigkeitsverlust.
Indirekt: Weniger Konzentration, längere Reaktionszeiten, höhere Fehlerquote.
Im Verkehr: Technische Ausfälle, verändertes Fahrverhalten, eingeschränkte Wahrnehmung.
Fünf Tipps für sicheres Arbeiten bei Hitze
Arbeitszeiten anpassen – in den frühen Morgenstunden starten, Pausen in der Mittagshitze verlängern.
Ausreichend trinken – mindestens 1,5–2 Liter Wasser pro Tag, öfter kleine Mengen statt selten große.
Sonne meiden – Arbeiten im Schatten organisieren, direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
Kleidung anpassen – leichte, atmungsaktive Stoffe und Kopfbedeckung tragen.
Warnsignale erkennen – bei Schwindel, Übelkeit oder starker Erschöpfung sofort pausieren und im Zweifel medizinische Hilfe holen.
Einschätzung aus der Praxis
Strategien für heiße Tage: Das können Sie als Betrieb tun
1) Arbeitszeiten neu denken
Politisch wird über eine „Schlechtwetterregelung“ für den Sommer diskutiert, um Arbeiten bei gefährlicher Hitze zeitlich zu verschieben. Auch Siesta-Modelle – Arbeiten in den kühleren Morgen- und Abendstunden mit längeren Pausen mittags – stehen im Raum. Betriebe können solche Modelle freiwillig umsetzen, z. B. durch Gleitzeit oder flexible Schichtpläne.
2) Arbeitsorte und -wege anpassen
Homeoffice oder mobile Arbeit senken das Unfallrisiko im Verkehr und vermeiden zusätzliche Belastung durch aufgeheizte Verkehrsmittel. Bei Präsenzpflicht helfen klimafreundliche Mobilitätsangebote, z. B. Jobtickets oder sichere Fahrradstellplätze im Schatten.
3) Arbeitsplätze hitzeresistent machen
Investitionen in Gebäudekühlung, Verschattung und Begrünung zahlen sich aus. Auch technische Anpassungen wie Hitzeschutz an Maschinen oder hitzebeständige Ausrüstung sind wichtig. Politische Förderprogramme könnten solche Maßnahmen unterstützen.
4) Rechte und Pflichten kennen
Arbeitgeber tragen Verantwortung für die Gefährdungsbeurteilung und setzen Schutzmaßnahmen um – von Trinkwasserversorgung über Verschattung bis zu angepassten Arbeitszeiten. Arbeitnehmende haben das Recht, auf Missstände hinzuweisen, und tragen Eigenverantwortung, in dem sie genug trinken, Sonne meiden und Warnsignale ernst nehmen.
5) Gesundheit langfristig schützen
Prävention gehört zum Alltag. Dazu gehören hitzeangepasste Kleidung, regelmäßige Schulungen und optimierte Erste-Hilfe-Ketten. Politisch könnte verbindlicher Hitzeschutz in Arbeitsschutzverordnungen verankert werden.
6) Psychische Belastung minimieren
Branchen wie Bau, Landwirtschaft und Logistik sind besonders von Hitzebelastung betroffen. Dort sind Arbeiter:innen oft stundenlang direkter Sonneneinwirkung und starken körperlichen Belastungen ausgesetzt – mit deutlich höherem Unfallpotenzial. Zudem führt Hitze zu Stress, Gereiztheit und schneller ermüdeter Aufmerksamkeit – das erhöht die Gefahr schwerer Fehlentscheidungen.
7) Erste Hilfe bei akuten Hitzeerkrankungen
Bei einem Hitzschlag zählt jede Minute. Bringen Sie die betroffene Person sofort in den Schatten oder in einen kühlen Raum und sorgen Sie dafür, dass sie sich hinlegen und entlasten kann. Kühlen Sie den Körper aktiv – zum Beispiel mit feuchten Tüchern, leichter Kleidung oder einem Ventilator. Ist die Person bei Bewusstsein, geben Sie kleine Schlucke Wasser oder eine Elektrolytlösung.
Wird die Person bewusstlos, legen Sie sie in die stabile Seitenlage und überwachen Sie Atmung und Kreislauf. Setzen Atmung oder Kreislauf aus, beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen und alarmieren Sie umgehend den Rettungsdienst.
8) Hitzeschutzpläne im Betrieb
Damit Hitzeschutz funktioniert, braucht es klare Regeln und Abläufe. Ein betrieblicher Hitzeschutzplan hilft Ihnen, Verantwortlichkeiten festzulegen, rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und Ihre Beschäftigten gezielt zu informieren. So stellen Sie sicher, dass nicht erst improvisiert wird, wenn die Temperaturen schon gefährlich hoch sind.
Krankenhäuser haben hier bereits gute Erfahrungen gesammelt: Musterpläne zeigen, wie sich Technik, Organisation und Personal klug verbinden lassen – von kühlen Rückzugsorten über zusätzliche Pausen bis hin zu gezielten Schulungen. Doch nicht nur im Gesundheitswesen sind solche Konzepte wichtig. Prüfen Sie in Ihrem Unternehmen, wie gut Sie auf Hitzewellen vorbereitet sind. BG prevent hilft Ihnen, passende Hitzeschutzpläne zu erstellen und umzusetzen.
Philipp Dehms Kolleg:innen und er erstellen für Unternehmen im Bundesgebiet Hitzeschutzpläne, die individuell auf den Betrieb und die Arbeiten vor Ort zugeschnitten sind. BG prevent unterstützt auch dabei, die Maßnahmen in die Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsplätze aufzunehmen.