Erfahren Sie, was Psychische Erste Hilfe im betrieblichen Kontext bedeutet.
Die wichtigsten Fragen und Antworten – rechtlich fundiert, praxisnah und leicht verständlich – für Arbeitgeber und Mitarbeitende zusammengefasst.
Erfahren Sie, was Psychische Erste Hilfe im betrieblichen Kontext bedeutet.
Die wichtigsten Fragen und Antworten – rechtlich fundiert, praxisnah und leicht verständlich – für Arbeitgeber und Mitarbeitende zusammengefasst.
Hier finden Sie grundlegende Informationen zur psychischen Ersten Hilfe: Was sie umfasst, wann sie notwendig ist und wer sie leisten kann. Kompakt erklärt für alle Interessierten – unabhängig von Branche oder Funktion.
Psychische Erste Hilfe beschreibt Maßnahmen, mit denen Menschen anderen in seelischen Ausnahmesituationen unmittelbar Unterstützung und Orientierung geben – empathisch, niedrigschwellig und ohne therapeutische Rolle.
Psychische Erste Hilfe (PEH) ist die seelische Unterstützung von Menschen in akuten Belastungs- oder Krisensituationen. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn jemand etwa durch einen plötzlichen Verlust, einen Unfall, eine bedrohliche Situation oder hohe psychische Belastung in Not gerät. Ziel ist es, die betroffene Person emotional zu stabilisieren, ihr Sicherheit zu geben und sie zu begleiten, bis professionelle Hilfe möglich oder nicht mehr nötig ist.
Der Begriff orientiert sich an der bekannten Ersten Hilfe bei körperlichen Verletzungen – mit dem Unterschied, dass hier seelische Verletzungen im Fokus stehen. Dabei braucht es keine psychologische Ausbildung: Jede Person kann psychische Erste Hilfe leisten, wenn sie grundlegende Prinzipien kennt und empathisch handelt.
Psychische Erste Hilfe kann entscheidend dazu beitragen, dass Menschen nicht in langfristige psychische Krisen abrutschen. Viele Menschen erleben in ihrem Leben seelische Ausnahmesituationen – sei es durch private Schicksalsschläge oder Ereignisse im beruflichen Umfeld. Die Reaktionen darauf können vielfältig sein: Schock, Angst, Rückzug, Überforderung, Wut oder Verzweiflung.
Ohne Unterstützung können solche Reaktionen chronisch werden. Psychische Erste Hilfe fängt Betroffene frühzeitig auf, vermittelt Halt und aktiviert vorhandene Ressourcen. Das kann helfen:
schwere Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu vermeiden,
einen ersten Schritt in Richtung professioneller Hilfe zu gehen,
das Gefühl von Isolation oder Hilflosigkeit zu durchbrechen.
Grundsätzlich jede Person – Kolleg:innen, Vorgesetzte, Familienangehörige oder Freund:innen. Wichtig ist vor allem:
Zuhören statt bewerten
Ruhe ausstrahlen statt Lösungen erzwingen
Da sein statt analysieren
Menschen in Krisen brauchen vor allem einfühlsame Präsenz und Orientierung. Wer psychische Erste Hilfe leistet, muss nicht „alles richtig machen“ – es geht darum, für den anderen da zu sein und erste Schritte einzuleiten.
Psychische Erste Hilfe ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Beitrag zur seelischen Gesundheit in unserer Gesellschaft. Sie stärkt den Zusammenhalt, fördert Resilienz und kann entscheidend zur frühzeitigen Entlastung beitragen – im privaten wie im beruflichen Umfeld.
Psychische Erste Hilfe unterstützt Menschen in seelischer Not, indem sie Sicherheit, Orientierung und emotionale Stabilisierung schafft – einfühlsam, alltagsnah und ohne therapeutischen Anspruch.
In akuten Krisen – zum Beispiel nach einem Unfall, einer plötzlichen Kündigung, einem belastenden Ereignis am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld – reagieren viele Menschen emotional extrem. Reaktionen wie Schock, Angst, Hilflosigkeit, Rückzug oder Überforderung sind typische Anzeichen einer akuten Belastung.
Psychische Erste Hilfe setzt genau hier an und übernimmt mehrere zentrale Aufgaben:
Beruhigen: Die betroffene Person soll sich in einem geschützten, stabilen Rahmen wieder sicher fühlen. Der/die Helfende strahlt Ruhe aus, signalisiert „Ich bin da“ und hilft, die Situation einzuordnen.
Zuhören: Aktives, wertfreies Zuhören ist ein zentrales Element. Es geht darum, dem Gegenüber Raum zu geben, Gefühle zu äußern – ohne sie zu analysieren oder zu bewerten.
Struktur geben: In einer akuten Krise verlieren viele Menschen ihre Orientierung. Psychische Erste Hilfe hilft dabei, einfache nächste Schritte zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu überlegen – ohne Druck, aber mit Zuversicht.
Ressourcen aktivieren: Betroffene werden darin unterstützt, eigene Stärken, Netzwerke oder frühere Bewältigungsstrategien wieder wahrzunehmen.
Weiterführende Hilfe anregen: Wenn nötig, ermutigt psychische Erste Hilfe dazu, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch ärztliche, therapeutische oder betriebliche Angebote.
Wichtig: Psychische Erste Hilfe ersetzt keine ärztliche oder psychologische Behandlung. Sie ist keine Diagnose oder Therapie, sondern eine erste menschliche Reaktion auf seelische Not. Ihr Ziel ist, Belastungen zu mildern, Selbstwirksamkeit zu fördern und Eskalationen zu vermeiden.
Psychische Erste Hilfe ist vergleichbar mit dem Pflaster auf der Wunde – sie hilft in der akuten Situation, verhindert aber nicht zwangsläufig langfristige Folgen. Doch sie kann maßgeblich dazu beitragen, dass Betroffene nicht allein bleiben und erste Schritte zur Stabilisierung unternehmen.
Die Anwendung kann sowohl im beruflichen Kontext (z. B. bei Unfällen im Betrieb, überfordernden Kundensituationen oder belastenden Konflikten im Team) als auch im privaten Umfeld sinnvoll sein. Besonders hilfreich ist sie:
direkt nach traumatischen Ereignissen,
bei psychischer Überlastung am Arbeitsplatz,
bei Beobachtung auffälliger Verhaltensänderungen bei Kolleg:innen,
in Teams mit hoher emotionaler Belastung.
Psychische Erste Hilfe übernimmt in Krisensituationen eine lebensnahe, menschliche Funktion: Sie hilft, seelisch verletzte Personen zu stabilisieren, ihre Würde zu wahren und ihnen eine Brücke zur weiterführenden Hilfe zu bauen – ein zentraler Beitrag zur Prävention psychischer Langzeitfolgen.
Psychische Erste Hilfe funktioniert durch empathisches Zuhören, Orientierung und Stabilisierung – mit wenigen einfachen Grundprinzipien, die jede Person anwenden kann.
Psychische Erste Hilfe ist praxisnah, alltagstauglich und für jede:n umsetzbar – auch ohne psychologisches Fachwissen. Ziel ist es, Menschen in seelischer Not erste Hilfe zu leisten: achtsam, zugewandt und entlastend. In der Praxis folgt psychische Erste Hilfe dabei meist einem strukturierten Vorgehen, das sich an erprobten Leitlinien orientiert.
Ein bewährter Ansatz ist das „Hinschauen – Zuhören – Vernetzen“:
Hinschauen und Ansprechen: – Wahrnehmen, wenn sich jemand zurückzieht, verändert oder überfordert wirkt – Aktiv und respektvoll Kontakt aufnehmen („Ist alles in Ordnung?“) – Interesse zeigen, ohne zu drängen
Zuhören und Ruhe vermitteln: – Aktiv zuhören, Blickkontakt halten, nicht unterbrechen – Gefühle und Reaktionen ernst nehmen – Wertfrei bleiben – keine Diagnosen oder Bewertungen äußern – Eigene Emotionen kontrollieren und ruhig bleiben
Vernetzen und nächste Schritte ermöglichen: – Hilfe zur Selbsthilfe anbieten – Bei Bedarf weitere Unterstützung anregen (z. B. betriebliche Ansprechperson, ärztliche Hilfe) – Betroffene nicht alleine lassen, wenn sie instabil wirken – Kontaktdaten von Hilfsangeboten weitergeben
Neben Empathie und Offenheit helfen einfache Gesprächstechniken:
Offene Fragen stellen: „Was beschäftigt Sie gerade besonders?“
Ich-Botschaften senden: „Ich merke, dass Sie sehr angespannt wirken.“
Gefühle spiegeln: „Das klingt sehr belastend.“
Pausen zulassen: Nicht alles muss sofort besprochen werden.
Wichtig ist, dass man sich selbst nicht überfordert: Psychische Erste Hilfe heißt nicht, alle Probleme lösen zu müssen. Es reicht oft, präsent und aufmerksam zu sein.
Psychische Erste Hilfe kann in vielen Situationen geleistet werden:
Eine Kollegin hat einen familiären Todesfall erlebt und wirkt seit Tagen zurückgezogen.
Ein Mitarbeiter reagiert plötzlich überfordert in einem Teammeeting.
Eine Führungskraft erkennt Anzeichen von Überlastung bei einem Teammitglied.
Ein Mitarbeitender wirkt nach einem Kundenvorfall emotional aufgewühlt.
In all diesen Situationen ist es möglich, auf Augenhöhe zu unterstützen – durch ein Gespräch, durch das Angebot eines Rückzugsortes oder durch Begleitung zu einer internen Ansprechperson.
Psychische Erste Hilfe funktioniert durch klare Haltung, aktives Zuhören und gezieltes Unterstützen – und kann von jeder Person geleistet werden. Im Arbeitsalltag oder im privaten Umfeld: Wer hinschaut, offen anspricht und empathisch begleitet, hilft Menschen, seelisch stabil zu bleiben oder wieder in Balance zu kommen.
Psychische Erste Hilfe stabilisiert Menschen emotional, während medizinische Erste Hilfe körperliche Notfälle versorgt – beide ergänzen sich, folgen aber unterschiedlichen Prinzipien.
Wenn Menschen in Not geraten, brauchen sie schnelle Unterstützung – aber nicht jede Krise ist sichtbar. Während medizinische Erste Hilfe auf körperliche Verletzungen oder akute Erkrankungen reagiert (z. B. Herzstillstand, Schnittverletzung, Kreislaufzusammenbruch), geht es bei der psychischen Ersten Hilfe um unsichtbare Verletzungen: Angst, Schock, Verzweiflung, seelische Überforderung.
Medizinische Erste Hilfe hat ein klares Ziel: Leben retten, Verletzungen versorgen und den Zustand einer Person stabilisieren, bis professionelle medizinische Versorgung übernehmen kann. Die Maßnahmen sind genormt, erlernbar und rechtlich definiert (z. B. Reanimation, Druckverband, stabile Seitenlage).
Psychische Erste Hilfe hingegen beruht auf Kommunikation, Empathie und Beziehung. Sie soll emotionale Überforderung auffangen, Orientierung geben und Sicherheit vermitteln – meist im Gespräch, durch Dasein, aktives Zuhören und respektvolles Begleiten.
Aspekt | Medizinische Erste Hilfe | Psychische Erste Hilfe |
Ziel | Leben retten, körperlich stabilisieren | Emotional beruhigen, Orientierung geben |
Maßnahmen | Reanimation, Verbände, Notruf absetzen | Zuhören, Sicherheit geben, Hilfe vermitteln |
Ausbildung | Pflicht für viele Berufe, gesetzlich geregelt | Freiwillig, zunehmend empfohlen (z. B. MHFA) |
Verantwortung | Schnelles Handeln im Notfall | Einfühlsame Begleitung in emotionalen Krisen |
Sichtbarkeit des Problems | Körperlich erkennbar | Oft unsichtbar (Verhalten, Sprache) |
Hilfsmittel | Verbandskasten, Beatmungsmaske | Gespräch, Ruhe, Empathie |
Körper und Psyche sind untrennbar miteinander verbunden. Wer verletzt ist, erlebt oft auch seelische Belastung. Umgekehrt können psychische Krisen zu körperlichen Symptomen führen. Beide Arten der Ersten Hilfe greifen daher komplementär ineinander:
Nach einem Unfall benötigen Betroffene nicht nur Verbände, sondern auch Trost und Ruhe.
Eine Person in Panik braucht vielleicht keine medizinische Hilfe, aber dringend emotionale Unterstützung.
In einem Unternehmen kann ein:e Mitarbeitende:r nach einem traumatischen Vorfall zwar körperlich unversehrt sein, aber psychisch stark belastet.
Psychische und medizinische Erste Hilfe verfolgen unterschiedliche Ansätze – die eine körperlich, die andere seelisch. Beide sind wichtig. Wer beides beherrscht oder erkennt, wann welche Hilfe notwendig ist, leistet einen wesentlichen Beitrag zu mehr Sicherheit, Resilienz und Mitmenschlichkeit – ob am Arbeitsplatz oder im Alltag.
Psychische Erste Hilfe soll emotional entlasten, Stabilität wiederherstellen und den Zugang zu weiterführender Hilfe erleichtern – im Alltag wie am Arbeitsplatz.
Psychische Erste Hilfe verfolgt nicht das Ziel, eine Therapie zu ersetzen. Sie ist vielmehr eine unmittelbare Maßnahme, um auf akute seelische Belastungen zu reagieren. Ihr Zweck ist es, Menschen in psychisch herausfordernden Situationen nicht allein zu lassen – sondern ihnen Halt, Struktur und Orientierung zu geben.
Im Fokus stehen folgende zentrale Ziele:
Stabilisierung in der akuten Krise – Der/die Betroffene soll emotional beruhigt und durch Nähe und Gespräch gestärkt werden. – Ziel ist es, Schockreaktionen, Angst oder Orientierungslosigkeit abzufedern.
Schaffung eines sicheren Rahmens – Eine stabile Umgebung hilft, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen. – Dazu gehört auch, die Person ernst zu nehmen und ihr aktiv zuzuhören.
Wiederherstellung von Handlungskompetenz – Psychische Erste Hilfe hilft, dass Betroffene eigene Ressourcen wieder erkennen. – Kleine, klare Schritte werden angeregt, um das Gefühl der Handlungsfähigkeit zu stärken.
Vermittlung in weiterführende Hilfe – Falls notwendig, begleitet psychische Erste Hilfe auf dem Weg zu professioneller Beratung oder Therapie. – Dies kann auch bedeuten, die betroffene Person über betriebliche Anlaufstellen oder externe Beratungsdienste zu informieren.
Reduktion langfristiger Belastungsfolgen – Frühzeitige Hilfe kann verhindern, dass Belastungen chronisch werden. – Dadurch lassen sich psychische Erkrankungen, Fehlzeiten oder soziale Isolation vorbeugen.
Am Arbeitsplatz verfolgt psychische Erste Hilfe zusätzliche, arbeitsbezogene Ziele:
Prävention von Burnout, Überlastung oder Krisenverläufen
Stärkung der Fürsorgekultur im Team
Senkung von Ausfallzeiten durch frühes Eingreifen
Sichtbarkeit psychischer Gesundheit als Unternehmenswert
Gerade Führungskräfte, HR-Verantwortliche oder betriebliche Ersthelfende tragen hier eine Schlüsselrolle, da sie einen sicheren Rahmen schaffen und gezielt unterstützen können.
Auch außerhalb der Arbeitswelt ist psychische Erste Hilfe ein wertvoller Schutzfaktor. Familie, Freund:innen und Bekannte können oft früh erkennen, wenn es jemandem nicht gut geht. Ein aufmerksames Gespräch, echtes Interesse und geduldiges Zuhören sind hier oft der erste wichtige Schritt in Richtung Besserung.
Psychische Erste Hilfe im privaten Kontext:
stärkt Beziehungen und Vertrauen,
schützt vor Isolation in belastenden Lebensphasen,
kann emotionale Eskalationen verhindern,
gibt Menschen das Gefühl, nicht allein zu sein.
Psychische Erste Hilfe verfolgt das Ziel, Menschen in emotionaler Not Halt, Orientierung und eine Brücke zur weiteren Unterstützung zu bieten – niederschwellig, empathisch und wirksam. Sie stärkt nicht nur Einzelne, sondern auch Teams, Familien und ganze Organisationen im Umgang mit psychischen Belastungen.
Psychische Erste Hilfe hilft dabei, akute Belastungen zu erkennen und richtig zu reagieren. Die allgemeinen FAQ bieten einen fundierten Überblick über Grundlagen, Zielgruppen und Situationen, in denen schnelle Hilfe gefragt ist.
Sie möchten wissen, welche Verantwortung Arbeitgeber beim Thema psychische Erste Hilfe tragen? Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über gesetzliche Pflichten, organisatorische Maßnahmen und wie Unternehmen Betroffene kompetent unterstützen können.
Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu erfassen, zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen – dazu gehört auch die psychische Erste Hilfe.
Die gesetzliche Grundlage für den Umgang mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz findet sich im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Es verpflichtet Arbeitgeber dazu, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten bei der Arbeit durch geeignete Maßnahmen zu gewährleisten.
Die wichtigsten Regelungen im Überblick:
§ 5 ArbSchG – Gefährdungsbeurteilung: Arbeitgeber müssen psychische Belastungen als Teil der Gefährdungsbeurteilung systematisch erfassen und bewerten. Dazu gehören zum Beispiel Überlastung, Konflikte, Zeitdruck oder emotionale Belastung durch Kund:innenkontakt.
§ 3 ArbSchG – Grundpflichten: Unternehmen sind verpflichtet, erforderliche Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu treffen – auch in Bezug auf psychische Gesundheit.
§ 12 ArbSchG – Unterweisung: Beschäftigte müssen über gesundheitliche Risiken, Schutzmaßnahmen und richtiges Verhalten auch bei psychischer Belastung informiert werden. Dazu gehört auch, wie sie in Krisensituationen reagieren oder Hilfe anfordern können.
Aus den gesetzlichen Regelungen ergibt sich für Arbeitgeber keine direkte Verpflichtung, „psychische Ersthelfende“ auszubilden – wohl aber die Pflicht, für Situationen psychischer Krisen im Betrieb präventiv und reaktiv handlungsfähig zu sein. Das kann zum Beispiel bedeuten:
Maßnahmen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ableiten (z. B. Schulungen, Handlungsempfehlungen),
Strukturen und Ansprechpersonen für akute Krisen benennen,
Beschäftigte zu psychischer Gesundheit informieren oder sensibilisieren,
externe Partner:innen (z. B. Betriebsärzt:innen, EAPs) in Notfallpläne einbinden.
Psychische Erste Hilfe ist daher ein Teil der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers – vergleichbar mit der Bestellung von Ersthelfenden für medizinische Notfälle. Immer mehr Unternehmen erweitern ihre betriebliche Gesundheitsstrategie um diesen Baustein.
Zahlreiche Institutionen empfehlen inzwischen, psychische Erste Hilfe im Unternehmen zu verankern:
DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung): empfiehlt geschulte betriebliche Ansprechpersonen und verweist auf Konzepte wie die betriebliche psychologische Erstbetreuung (bpE).
GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie): betont die Berücksichtigung psychischer Faktoren bei der Arbeitsgestaltung.
BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin): stellt Informationsmaterialien zur Verfügung, wie psychische Belastungen systematisch erhoben und adressiert werden können.
Psychische Erste Hilfe ist gesetzlich nicht als Einzelmaßnahme vorgeschrieben, aber integraler Bestandteil des Arbeitsschutzes. Arbeitgeber sind verpflichtet, psychische Belastungen zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, dass im Ernstfall geeignete Unterstützung geleistet werden kann. Wer frühzeitig Strukturen schafft, übernimmt Verantwortung – und stärkt zugleich die Gesundheit und Resilienz seines Teams.
Arbeitgeber müssen psychische Belastungen systematisch im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung erfassen, bewerten und geeignete Maßnahmen wie psychische Erste Hilfe ableiten.
Die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Instrument des betrieblichen Arbeitsschutzes. Nach § 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) sind Unternehmen verpflichtet, alle relevanten Gefährdungen zu erfassen – ausdrücklich auch psychische Belastungen.
Psychische Belastungen entstehen z. B. durch:
hohe Arbeitsintensität und Zeitdruck,
häufige Unterbrechungen und mangelnde Handlungsspielräume,
konflikthafte Kommunikation oder soziale Isolation im Team,
emotionale Anforderungen im Umgang mit Kund:innen, Klient:innen oder Patient:innen.
Diese Faktoren können in Krisensituationen oder im Arbeitsalltag zu psychischer Überforderung führen. Um dem frühzeitig zu begegnen, müssen Arbeitgeber geeignete Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen entwickeln – darunter auch psychische Erste Hilfe.
Die Gefährdungsbeurteilung umfasst sechs Schritte:
Arbeitsbereiche und Tätigkeiten festlegen
Gefährdungen ermitteln – auch psychische Belastungen
Risiken bewerten und Handlungsbedarf feststellen
Maßnahmen festlegen (z. B. Schulungen, Strukturen, Prozesse)
Maßnahmen umsetzen und dokumentieren
Wirksamkeit prüfen und ggf. anpassen
Psychische Erste Hilfe kann auf mehreren Ebenen Bestandteil dieser Maßnahmenplanung sein:
Reaktive Ebene: Strukturen schaffen für den akuten Krisenfall (z. B. interne Ansprechpersonen, Notfallpläne).
Präventive Ebene: Mitarbeitende für psychische Belastungen sensibilisieren, Führungskräfte schulen, kollegiale Hilfestellungen ermöglichen.
Organisatorische Ebene: Prozesse definieren, wie psychische Belastungen erkannt, angesprochen und bearbeitet werden (z. B. Meldestrukturen, EAP, Betriebsärzt:innen).
Damit psychische Erste Hilfe wirksam in die Gefährdungsbeurteilung integriert werden kann, sollten Arbeitgeber:
belastungstypische Situationen und Risikogruppen identifizieren (z. B. Schichtdienste, Kund:innenkontakt, Alleinarbeit),
Betroffene aktiv beteiligen (z. B. über Interviews, Workshops, Befragungen),
konkrete Reaktionsstrategien für psychische Krisensituationen im Betrieb definieren,
Schulungsbedarf erkennen und passende Angebote bereitstellen (z. B. MHFA, interne Workshops),
sicherstellen, dass Ansprechpersonen klar benannt und erreichbar sind.
Psychische Erste Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil eines ganzheitlichen Arbeitsschutzkonzepts. Arbeitgeber müssen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung nicht nur psychische Belastungen erkennen, sondern auch wirksame, praxisnahe Maßnahmen definieren. Wer PEH frühzeitig integriert, schafft Vertrauen, fördert Gesundheit und reduziert langfristige Risiken im Unternehmen.
Unternehmen können psychische Erste Hilfe wirksam umsetzen, indem sie klare Strukturen, Schulungen und Kommunikationswege schaffen – eingebettet in ihr betriebliches Gesundheits- und Krisenmanagement.
Psychische Erste Hilfe (PEH) ist am wirksamsten, wenn sie nicht als isolierte Maßnahme, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmenskultur betrachtet wird. Sie lässt sich systematisch in das bestehende Arbeitsschutz-, Gesundheits- oder Personalmanagement integrieren. Wichtig ist: PEH darf kein einmaliges Projekt sein, sondern muss dauerhaft verankert und regelmäßig gepflegt werden.
Bedarf analysieren und Zielgruppen definieren – Wo entstehen im Unternehmen besondere seelische Belastungen? – Welche Gruppen sind besonders betroffen (z. B. Führungskräfte, Vertrieb, Pflege, Notfalldienste)?
Verantwortlichkeiten klären – Wer koordiniert die psychische Erste Hilfe intern? – Gibt es eine Schnittstelle zur HR, zum Arbeitsschutz oder zur BGF?
Schulungsangebote einführen – Teilnahme an PEH-Programmen (z. B. MHFA, Johanniter, Pro Mente etc.) – Interne Workshops für Führungskräfte und Beschäftigte – Sensibilisierung in Unterweisungen, Teamgesprächen oder Onboardings
Ansprechpersonen und Prozesse benennen – Interne Ersthelfende für psychische Gesundheit klar kommunizieren – Notfallkonzepte, Eskalationswege und Ansprechpartner bei psychischen Krisen definieren
Kommunikation und Sichtbarkeit sichern – PEH im Intranet, Aushängen oder Schulungsmaterialien sichtbar machen – Offen über psychische Gesundheit sprechen, Berührungsängste abbauen
Evaluation und Weiterentwicklung – Wirksamkeit der Maßnahmen regelmäßig überprüfen – Rückmeldungen der Mitarbeitenden einholen und Anpassungen vornehmen
Viele Unternehmen verankern psychische Erste Hilfe erfolgreich in bestehende Programme:
als Erweiterung der Ersthelfenden-Struktur, ergänzt um seelische Notfälle,
im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM),
durch Verbindung mit EAP-Angeboten (Employee Assistance Programs),
in Führungsleitlinien oder Handlungshilfen für besondere Situationen (z. B. nach traumatischen Ereignissen).
Die systematische Umsetzung psychischer Erster Hilfe ist ein strategischer Schritt, um das Unternehmen krisenfest, mitarbeiterorientiert und gesundheitsförderlich aufzustellen. Wer Strukturen schafft, Kompetenzen fördert und PEH offen kommuniziert, stärkt nicht nur die psychische Gesundheit, sondern auch Vertrauen, Zusammenhalt und Resilienz im gesamten Unternehmen.
Psychische Erste Hilfe senkt Fehlzeiten, fördert Resilienz und stärkt die Unternehmenskultur – sie ist ein effektiver Beitrag zu Produktivität, Fürsorge und Zukunftsfähigkeit.
Psychische Belastungen gehören zu den häufigsten Ursachen für Fehlzeiten, Frühverrentung und Produktivitätseinbußen. Gleichzeitig ist psychische Erste Hilfe (PEH) eine der wirksamsten Möglichkeiten, frühzeitig gegenzusteuern – bevor Probleme chronisch oder eskalierend werden. Unternehmen, die PEH systematisch etablieren, profitieren gleich mehrfach.
Früherkennung psychischer Belastungen – Geschulte Mitarbeitende und Führungskräfte erkennen Warnzeichen schneller. – Erste Gespräche können frühzeitig Missverständnisse, Überlastungen oder Krisen abfedern.
Reduktion von Fehlzeiten und Fluktuation – Wer sich gesehen, unterstützt und verstanden fühlt, fällt seltener langfristig aus. – Frühzeitige Entlastung kann längere Krankheitsverläufe verhindern.
Stärkung der Resilienz im Team – Teams, die sich gegenseitig unterstützen, gehen besser mit Belastungen um. – Die Kompetenz, schwierige Gespräche zu führen, nimmt zu.
Förderung von Vertrauen und Zusammenhalt – PEH signalisiert: Unser Unternehmen kümmert sich – nicht nur bei körperlichen, sondern auch bei seelischen Notlagen. – Das stärkt Zugehörigkeit und Loyalität.
Kosteneinsparungen durch Prävention – Reduzierte Krankheitskosten, geringere Ausfallzeiten, weniger Eskalationen. – Investitionen in PEH sind vergleichsweise gering – die Wirkung ist nachhaltig.
Verbesserung des Arbeitgeberimages – Wer PEH kommuniziert, positioniert sich als verantwortungsbewusster, moderner Arbeitgeber. – Das steigert Attraktivität bei Bewerber:innen – besonders in sensiblen Berufsfeldern (Pflege, Soziales, Kundenservice).
Psychische Erste Hilfe erweitert bestehende Notfallstrukturen sinnvoll. Sie ermöglicht eine umfassendere Unterstützungskultur – auch in Situationen, in denen keine körperliche Verletzung vorliegt, aber seelischer Beistand dringend nötig ist.
Psychische Erste Hilfe ist ein betriebswirtschaftlich sinnvoller und menschlich gebotener Bestandteil moderner Unternehmensführung. Sie schützt Gesundheit, stärkt Teams, reduziert Risiken und unterstreicht eine wertschätzende Unternehmenskultur – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, psychische Belastungen systematisch zu erfassen, zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren – dazu gehört auch die Prävention und Erste Hilfe bei seelischen Krisen.
Die rechtliche Verpflichtung ergibt sich aus dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), insbesondere aus den folgenden Paragrafen:
§ 3 ArbSchG – Grundpflichten des Arbeitgebers: Arbeitgeber müssen geeignete Maßnahmen treffen, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit zu gewährleisten – einschließlich psychischer Gesundheit.
§ 5 ArbSchG – Gefährdungsbeurteilung: Psychische Belastungen müssen bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen systematisch berücksichtigt werden.
§ 12 ArbSchG – Unterweisung: Beschäftigte sind über Gesundheitsrisiken und Schutzmaßnahmen regelmäßig zu unterweisen – auch zu psychischen Belastungen und möglichen Verhaltensweisen im Ernstfall.
Diese Vorschriften gelten unabhängig von der Unternehmensgröße und sind rechtsverbindlich. Verstöße können durch Aufsichtsbehörden beanstandet werden und unter Umständen auch zu Haftungsrisiken führen.
Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass:
psychische Belastungsfaktoren (z. B. Zeitdruck, Arbeitsintensität, Konflikte) regelmäßig erfasst und bewertet werden,
Gefährdungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung dokumentiert und Maßnahmen abgeleitet werden,
Beschäftigte sensibilisiert und im Umgang mit psychischen Belastungssituationen geschult werden,
Strukturen geschaffen werden, die im Krisenfall wirksame Unterstützung ermöglichen – z. B. durch psychische Erste Hilfe, interne Ansprechpersonen oder externe Beratungspartner:innen,
Maßnahmen regelmäßig auf Wirksamkeit überprüft und weiterentwickelt werden.
Psychische Erste Hilfe stellt eine konkrete und praxisnahe Maßnahme dar, um auf akute seelische Belastungen angemessen zu reagieren. Sie ist kein gesetzlich vorgeschriebener Standard wie die medizinische Erste Hilfe – aber sie erfüllt die gesetzlich geforderte Verpflichtung zur Gefährdungsminderung und Prävention.
Indem Unternehmen geschulte Ansprechpersonen bereitstellen, klare Reaktionswege definieren und ihre Mitarbeitenden befähigen, mit seelischen Krisen empathisch umzugehen, tragen sie wirksam zur Umsetzung ihrer gesetzlichen Pflichten bei.
Psychische Belastungen sind arbeitsrechtlich relevante Gesundheitsrisiken. Arbeitgeber sind verpflichtet, sie systematisch zu berücksichtigen und zu reduzieren. Psychische Erste Hilfe ist eine wichtige Maßnahme, um dieser Verpflichtung praxisnah nachzukommen – und zugleich ein starkes Zeichen für Fürsorge, Verantwortung und Prävention im Unternehmen.
Führungskräfte können psychische Erste Hilfe leisten, indem sie aufmerksam beobachten, offen kommunizieren und betroffene Mitarbeitende empathisch begleiten – frühzeitig, klar und respektvoll.
Führungskräfte sind zentrale Bezugspersonen für ihre Teams – fachlich und menschlich. Sie nehmen häufig als Erste wahr, wenn sich Verhalten, Stimmung oder Leistung von Mitarbeitenden auffällig verändern. Das bedeutet: Sie haben eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung psychischer Belastungen und der Aktivierung geeigneter Hilfen.
Wichtig: Es geht nicht darum, Diagnosen zu stellen oder Probleme zu lösen. Es geht darum, präsent zu sein, zuzuhören, erste Hilfe zu leisten und zu begleiten.
Aufmerksam sein und Veränderungen wahrnehmen – Rückzug, Gereiztheit, häufige Fehler, emotionale Reaktionen oder Leistungseinbrüche ernst nehmen – Veränderungen dokumentieren und nicht bagatellisieren
Gespräch suchen – empathisch und strukturiert – Das Gespräch im geschützten Rahmen führen – Beobachtungen beschreiben, keine Interpretationen („Mir ist aufgefallen, dass …“) – Verständnis signalisieren, Ruhe und Offenheit ausstrahlen
Zuhören, begleiten, keine Lösung aufzwingen – Raum geben für die Sichtweise der betroffenen Person – Fragen stellen, keine Ratschläge geben – Unterstützungsangebote aufzeigen, aber keine Entscheidungen erzwingen
Hilfsangebote benennen und vermitteln – Interne oder externe Unterstützungsangebote kennen und ansprechen (z. B. Betriebsärzt:innen, EAP, PEH-Ansprechpersonen) – Weitervermittlung anbieten und ggf. begleiten
Selbstreflexion und Abgrenzung – Eigene Rolle und Grenzen kennen – Bei Unsicherheit Rücksprache mit HR, BGM oder Fachstellen halten – Belastung durch Gespräche mit Fachkräften verarbeiten
Psychische Erste Hilfe im Führungsalltag erfordert mehr als nur Wissen – es braucht Haltung. Schulungen, Supervisionen oder kollegiale Fallberatung können helfen, Sicherheit zu gewinnen und mit schwierigen Situationen professionell umzugehen.
Führungskräfte, die offen und präsent handeln, fördern eine Kultur der Achtsamkeit – und reduzieren zugleich Risiken für chronische Belastungen, Fehlzeiten oder Konflikte.
Psychische Erste Hilfe gehört zur Führungsverantwortung. Wer frühzeitig hinschaut, wertschätzend anspricht und Mitarbeitende begleitet, stärkt Vertrauen und Teamklima – und leistet einen entscheidenden Beitrag zu einem gesunden, respektvollen Miteinander im Unternehmen.
Ja, es gibt spezialisierte Schulungsprogramme zur psychischen Ersten Hilfe – sie vermitteln Grundlagenwissen, Gesprächskompetenz und Handlungssicherheit im Umgang mit seelischen Krisen am Arbeitsplatz.
Psychische Erste Hilfe ist erlernbar – und kann von jeder Person geleistet werden, die über grundlegende Kenntnisse, Einfühlungsvermögen und Handlungssicherheit verfügt. Schulungen schaffen genau das: Sie nehmen Unsicherheiten, vermitteln Struktur und geben Werkzeuge für den Ernstfall.
Zudem erfüllen Unternehmen durch gezielte Schulungen auch ihre gesetzlichen Pflichten zur Unterweisung (§ 12 ArbSchG) und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsprävention.
MHFA Ersthelfer-Kurse (Mental Health First Aid) – International etabliertes Programm – Inhalte: Grundlagen psychischer Erkrankungen, Gesprächsführung, Erste Hilfe in Krisen – Dauer: i. d. R. 12 Stunden, Präsenz oder Online – Anbieter: z. B. Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (Mannheim)
Johanniter-Online-Kurse – Modulbasierte Kurse für Betriebe und Einzelpersonen – Inhalte: Psychische Erste Hilfe in Notfallsituationen, Umgang mit belasteten Personen, Selbstfürsorge
ensa-Programm (Schweiz, auch in Deutschland verfügbar) – Fokus auf praxisnahe Umsetzung im Alltag – Zielgruppe: Laien, Führungskräfte, HR
Inhouse-Seminare und BGM-Kooperationen – Maßgeschneiderte Workshops für Teams oder Führungskräfte – Integration in bestehende Weiterbildungs- oder Gesundheitsangebote
Erkennen psychischer Warnsignale
Gesprächsführung in belastenden Situationen
Umgang mit Krisen, Angst, Erschöpfung, Suizidgedanken
Abgrenzung zur professionellen Hilfe
Eigene Rolle und Selbstschutz
Wichtig ist, dass Schulungen von qualifizierten Trainer:innen durchgeführt werden. Eine regelmäßige Auffrischung und die Verankerung im BGM oder Führungskräftetraining sichern Nachhaltigkeit.
Unternehmen können außerdem Ansprechpersonen benennen, interne Standards definieren und mit externen Partner:innen (z. B. Krankenkassen, Berufsgenossenschaften) zusammenarbeiten.
Schulungen zur psychischen Ersten Hilfe sind ein zentraler Hebel für Prävention, Kulturentwicklung und rechtssicheren Arbeitsschutz. Sie stärken Kompetenzen, fördern Empathie und machen PEH im Unternehmen anwendbar – praxisnah, wirksam und zukunftsorientiert.
Psychische Erste Hilfe ermöglicht frühzeitiges Eingreifen bei seelischer Belastung – das hilft, lange Fehlzeiten, Arbeitsunfähigkeit und chronische Erkrankungen zu vermeiden.
Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren deutlich zu. Laut Statistiken der Krankenkassen gehören Depressionen, Erschöpfung und Angststörungen zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen mit langer Dauer.
Ein häufiger Grund: Betroffene sprechen zu spät über ihre Belastung – aus Angst, Scham oder weil ihnen im Arbeitsumfeld niemand zuhört. Genau hier setzt psychische Erste Hilfe an.
Warnsignale früh erkennen – Schulungen machen Führungskräfte und Kolleg:innen sensibler für Veränderungen – Frühzeitige Wahrnehmung ermöglicht rechtzeitiges Ansprechen
Gespräch als Entlastung – Ein vertrauensvolles Gespräch kann helfen, Probleme einzuordnen – Es bietet Entlastung, bevor sich Symptome verschärfen
Weitervermittlung in professionelle Hilfe – PEH baut Brücken zur Therapie, medizinischer Beratung oder EAP-Angeboten – Früher Einstieg in Behandlung reduziert Krankheitsdauer deutlich
Kulturwandel im Unternehmen – Wenn offen über psychische Gesundheit gesprochen wird, sinkt die Hemmschwelle – Betroffene suchen eher Hilfe, statt durchzuhalten, bis der Ausfall kommt
Vermeidung von Eskalation – Kleinere Belastungen wachsen sich nicht zu langwierigen Störungen aus – Die Rückkehr in den Job kann besser begleitet werden
Psychische Erste Hilfe ist Teil einer präventiven Unternehmenskultur. Die Investition in Schulung und Struktur ist gering – der Nutzen ist hoch:
weniger Krankheitstage,
geringere Kosten für Ausfall und Vertretung,
stärkere Bindung und höhere Produktivität.
Psychische Erste Hilfe wirkt präventiv und wirtschaftlich: Sie hilft, Fehlzeiten zu reduzieren, Arbeitsfähigkeit zu erhalten und langfristige Ausfälle zu vermeiden. Unternehmen, die auf Früherkennung und Gesprächskultur setzen, schützen ihre Mitarbeitenden – und stärken ihre eigene Leistungsfähigkeit.
Arbeitgeber tragen Verantwortung, psychische Gesundheit zu fördern. Dieser Bereich zeigt, wie Unternehmen systematisch vorbeugen und Mitarbeitende in Krisensituationen wirksam unterstützen können – rechtlich sicher und mit praktischer Relevanz.
Dieser Bereich richtet sich an alle Beschäftigten, die psychisch belastete Kolleg:innen unterstützen möchten. Sie erfahren, wie psychische Erste Hilfe funktioniert, worauf zu achten ist und an wen Sie sich bei Bedarf wenden können.
Psychische Erste Hilfe für Kolleg:innen beginnt mit Empathie, Aufmerksamkeit und der Bereitschaft zuzuhören – auch kleine Gesten können in seelischen Ausnahmesituationen viel bewirken.
Jede Person im Team kann psychische Erste Hilfe leisten – ganz ohne therapeutische Qualifikation. Es braucht vor allem die Bereitschaft, sich einem Menschen in einer belastenden Situation zu widmen: aufmerksam, respektvoll und ehrlich interessiert.
Oft zeigen sich Warnzeichen nicht offen, sondern schleichend. Rückzug, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Leistungsabfall oder übermäßige Gereiztheit können Hinweise auf eine seelische Überforderung sein. Wer solche Signale erkennt und sensibel handelt, kann entscheidend zur Entlastung beitragen.
Ansprechen – ruhig und wertschätzend – Suchen Sie das Gespräch im geschützten Rahmen. – Bleiben Sie sachlich und freundlich: „Ich mache mir Sorgen, weil ich Veränderungen bei dir bemerke.“
Zuhören – ohne zu bewerten oder zu analysieren – Geben Sie der betroffenen Person Raum, sich mitzuteilen. – Zeigen Sie Verständnis und vermeiden Sie Ratschläge oder Urteile.
Stabilisieren – durch Präsenz und Klarheit – Signalisieren Sie: „Du bist nicht allein.“ – Unterstützen Sie in kleinen, konkreten Schritten, z. B. durch Begleitung zur Pause, Entlastung im Team, Hinweis auf Hilfeangebote.
Hilfe ermöglichen – aber nichts erzwingen – Machen Sie auf vorhandene betriebliche oder externe Angebote aufmerksam. – Überlassen Sie der betroffenen Person die Entscheidung, ob sie diese in Anspruch nimmt.
Eigene Grenzen kennen – Sie sind kein Ersatz für psychologische Fachkräfte. – Holen Sie sich selbst Unterstützung, wenn Sie sich überfordert fühlen.
Bagatellisieren: Aussagen wie „Das geht wieder vorbei“ oder „Reiß dich zusammen“ schaden mehr als sie helfen.
Ungeduld: Nicht jede:r kann sofort über Probleme sprechen.
Schuldzuweisungen: Verhalten in Belastungssituationen ist oft nicht steuerbar. Verständnis ist wichtiger als Analyse.
Psychische Erste Hilfe im Kolleg:innenkreis ist kein Hexenwerk – es geht darum, mit Herz und Haltung zu reagieren. Zuhören, Präsenz zeigen und Unterstützung ermöglichen kann viel bewirken – für die betroffene Person und für das Teamklima.
Typische Anzeichen für seelische Belastung sind auffällige Verhaltensänderungen, Rückzug, emotionale Reaktionen oder körperliche Symptome – wer genau hinsieht, kann frühzeitig helfen.
Niemand im Kolleg:innenkreis soll Diagnosen stellen – aber jede Person kann erkennen, wenn sich etwas verändert. Psychische Belastungen drücken sich häufig durch subtile Signale aus, die ernst genommen werden sollten. Das frühzeitige Erkennen ermöglicht rechtzeitige Unterstützung.
Verhaltensänderungen – Rückzug aus Gesprächen oder Teamsituationen – ungewöhnliche Gereiztheit oder Verschlossenheit – starker Leistungsabfall oder unkonzentriertes Arbeiten
Emotionale Anzeichen – häufiges Weinen, Stimmungsschwankungen – übermäßige Sorge oder Misstrauen – überforderte oder resignierte Haltung
Körperliche Symptome ohne erkennbare Ursache – häufige Kopfschmerzen, Schlafprobleme – Erschöpfung, Nervosität, Appetitverlust – wiederholte Kurzerkrankungen
Kommunikative Veränderungen – ungewöhnlich still oder ungewöhnlich impulsiv – negative oder zynische Bemerkungen – Andeutungen von Überforderung oder Ausweglosigkeit
Soziale Veränderungen – freiwilliger Rückzug aus Pausen, Meetings oder privaten Kontakten – Konflikte mit Kolleg:innen häufen sich – „Abschalten“ oder Gleichgültigkeit
Wenn sich mehrere dieser Anzeichen zeigen – insbesondere über mehrere Tage oder Wochen hinweg – ist es sinnvoll, das Gespräch zu suchen. Auch bei einem einzelnen, intensiven Vorfall (z. B. Todesfall, Konflikt, Schock) kann psychische Erste Hilfe sofort angebracht sein.
Wichtig ist: lieber einmal zu viel nachfragen als zu spät. Der Ton macht dabei den Unterschied – es geht nicht um Kontrolle, sondern um Mitmenschlichkeit.
Psychische Erste Hilfe beginnt mit dem Wahrnehmen. Wer Veränderungen erkennt, empathisch anspricht und Unterstützung anbietet, kann viel bewegen. Denn frühe Hilfe schützt vor langfristiger Überforderung – und stärkt das Vertrauen im Team.
Als Kolleg:in dürfen Sie zuhören, stabilisieren und begleiten – aber Sie dürfen keine Diagnose stellen, keine Therapie leisten und nichts erzwingen.
Psychische Erste Hilfe bedeutet nicht, professionelle Hilfe zu ersetzen. Sie leisten keine Therapie, sondern Sie sind da – als Mensch, der in einer schwierigen Situation Unterstützung bietet. Diese Rolle ist wichtig, aber auch klar begrenzt.
Ansprechen: Veränderungen ansprechen – ruhig, offen, respektvoll
Zuhören: aktiv und wertfrei – ohne Ratschläge oder Interpretationen
Sicherheit vermitteln: Ruhe ausstrahlen, präsent bleiben, Orientierung geben
Ermutigen: zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe oder betrieblicher Angebote
Begleiten: bei Bedarf zur Ansprechperson oder zum nächsten Schritt begleiten
Keine Diagnose stellen: Aussagen wie „Du hast sicher eine Depression“ sind unzulässig und übergriffig
Keine Therapieversuche: Lösungsratschläge („Du musst einfach mal…“) ersetzen keine fachliche Unterstützung
Keinen Druck ausüben: Niemand darf zu einem Gespräch oder zur Hilfe gedrängt werden
Nicht überlasten: Wenn Sie sich selbst unsicher oder überfordert fühlen – holen Sie sich Unterstützung
Ihre Unterstützung ist wertvoll – aber nur dann hilfreich, wenn Sie sich selbst nicht überfordern. Nehmen Sie Ihre Grenzen ernst. Psychische Erste Hilfe ist keine Verpflichtung, sondern ein Angebot. Ihre Haltung zählt mehr als Fachwissen.
Im Zweifel: besser zuhören, aufmerksam bleiben, und die nächste kompetente Stelle einschalten. Oft ist das die betriebliche Ansprechperson, der Betriebsarzt oder eine externe Beratungsstelle.
Als Kolleg:in leisten Sie psychische Erste Hilfe durch Mitgefühl, Gesprächsbereitschaft und Verlässlichkeit. Sie dürfen begleiten, aber nicht behandeln. Indem Sie Ihre Rolle kennen und klar handeln, leisten Sie einen wichtigen Beitrag – und bleiben selbst geschützt.
Psychische Erste Hilfe stärkt Ihre soziale Kompetenz, Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Fähigkeit, andere Menschen in belastenden Situationen empathisch zu unterstützen – das wirkt auch positiv auf Ihre eigene Gesundheit.
Wer psychische Erste Hilfe leistet, übernimmt Verantwortung – nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst. Die Fähigkeit, empathisch zu handeln, Grenzen zu respektieren und offen über seelische Belastung zu sprechen, wirkt stärkend auf die gesamte Persönlichkeit.
Stärkere Kommunikationskompetenz – Sie lernen, schwierige Gespräche zu führen – Sie entwickeln Feingefühl für Zwischentöne, Körpersprache und nonverbale Signale
Erhöhte Selbstwirksamkeit – Sie erleben, dass Sie in kritischen Situationen helfen können – Das steigert Selbstvertrauen und Entscheidungsfähigkeit
Weniger Hilflosigkeit in Krisensituationen – Statt passiv zuzusehen, wissen Sie, wie Sie reagieren können – Das reduziert auch Ihre eigene emotionale Belastung
Verbesserung von Beziehungen im Team – Kolleg:innen erleben Sie als vertrauenswürdig und aufmerksam – Das stärkt Bindung, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung
Eigene Gesundheit im Blick – Wer mit psychischer Belastung umgehen kann, erkennt auch eigene Warnsignale früher – PEH fördert Achtsamkeit und Selbstschutz
Psychische Erste Hilfe bedeutet nicht, alles zu können oder immer stark zu sein. Sie müssen keine perfekte Antwort parat haben – Ihre Haltung und Bereitschaft zählen mehr als Fachwissen.
Es geht darum, Menschlichkeit zu zeigen, nicht um Kontrolle oder Professionalität. Wer sich traut, hinzuschauen und präsent zu bleiben, wächst persönlich – und leistet zugleich einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft.
Psychische Erste Hilfe ist auch persönliche Entwicklung: Sie lernen, mit Unsicherheit umzugehen, sich abzugrenzen und anderen Halt zu geben. Das stärkt Ihr Selbstbild, Ihre Rolle im Team und Ihre emotionale Stabilität – beruflich wie privat.
Sie können sich in psychischer Erster Hilfe weiterbilden, indem Sie an anerkannten Kursen teilnehmen, sich über Online-Plattformen informieren oder mit internen Schulungsangeboten starten.
Psychische Erste Hilfe lässt sich von jeder Person erlernen – unabhängig vom beruflichen Hintergrund. Die Weiterbildung ist niedrigschwellig, praxisnah und in vielen Fällen kostenfrei oder kostengünstig zugänglich. Ziel ist, Handlungssicherheit im Umgang mit seelischen Krisen zu entwickeln – für andere und für sich selbst.
Teilnahme an MHFA-Kursen – MHFA (Mental Health First Aid) ist ein weltweit erprobtes Schulungsprogramm – In Deutschland wird es u. a. vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI Mannheim) angeboten – Inhalte: Grundlagen psychischer Erkrankungen, Gesprächsführung, Erste Hilfe im Ernstfall – Formate: Online oder in Präsenz, meist 12 Stunden
Online-Kurse von Johannitern oder Krankenkassen – z. B. „Mentale Erste Hilfe“ bei der BARMER oder E-Learnings der Johanniter – Inhalte: Umgang mit Belastungen, akute Krisenintervention, Selbstfürsorge
Angebote im Unternehmen nutzen – Viele Betriebe bieten PEH-Schulungen im Rahmen des Gesundheitsmanagements an – Auch interne Weiterbildungsformate oder Workshops zu Gesprächsführung sind hilfreich
Selbststudium und Materialien – Websites wie gesundheitsinformation.de, DGUV oder Pro Mente bieten Informationsmaterialien, Leitfäden und Fallbeispiele – Auch Podcasts oder Webinare zu psychischer Gesundheit können den Einstieg erleichtern
Supervision oder kollegiale Beratung – Der Erfahrungsaustausch mit anderen unterstützt Ihre eigene Kompetenzentwicklung – Regelmäßige Reflexion hilft, eigene Grenzen zu erkennen und Sicherheit zu gewinnen
Mehr Sicherheit im Umgang mit belasteten Personen
Geringere Hemmschwelle, schwierige Gespräche zu führen
Sensibilisierung für psychische Gesundheit im beruflichen und privaten Umfeld
Mehr Selbstfürsorge durch Wissen um Warnzeichen und Grenzen
Die Weiterbildung in psychischer Erster Hilfe ist ein wertvoller Schritt zu mehr Kompetenz, Empathie und Selbstschutz. Ob über Kurse, Online-Angebote oder betriebliche Schulungen – jede Form der Qualifizierung hilft Ihnen und anderen, psychische Krisen besser zu bewältigen.
Informationen zu geschulten Ersthelfenden für psychische Gesundheit erhalten Sie über das Gesundheitsmanagement, die Personalabteilung oder direkte Aushänge und interne Kommunikationswege.
Viele Unternehmen verfügen mittlerweile über geschulte Ansprechpersonen für psychische Gesundheit – oft analog zu medizinischen Ersthelfenden. Diese Funktion ist jedoch nicht immer klar kommuniziert. Wenn Sie Unterstützung suchen oder sich informieren möchten, stehen Ihnen mehrere Wege offen.
Personalabteilung oder HR-Team – Diese Stellen wissen oft, ob PEH-Ansprechpersonen benannt sind – Fragen Sie konkret nach: „Gibt es in unserem Unternehmen psychische Ersthelfende?“
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) – Wenn vorhanden, ist das BGM der zentrale Ansprechpartner – Es organisiert PEH-Schulungen, begleitet Prozesse und kommuniziert interne Angebote
Betriebsrat oder Vertrauenspersonen – In vielen Unternehmen sind diese Gremien in Gesundheits- und Fürsorgethemen eingebunden – Auch bei Unsicherheiten können Sie hier anonym nachfragen
Intranet, Aushänge oder interne Infomaterialien – PEH-Ansprechpersonen werden häufig auf Gesundheits- oder HR-Seiten im Intranet aufgeführt – Auch Flyer, Plakate oder Schulungsankündigungen geben Hinweise
Führungskräfte direkt ansprechen – Ihre direkte Führungskraft kann Auskunft geben oder Sie an die zuständigen Stellen weiterleiten
Sollte Ihr Unternehmen noch keine geschulten psychischen Ersthelfenden haben:
Fragen Sie, ob eine Schulung geplant ist
Machen Sie Vorschläge zur Einführung im Rahmen des BGM oder Arbeitsschutzes
Informieren Sie sich selbstständig über MHFA oder vergleichbare Programme
In vielen Unternehmen hilft das Engagement einzelner Mitarbeitender, das Thema sichtbar zu machen und erste Strukturen aufzubauen.
Ob Sie Hilfe suchen oder sich selbst engagieren möchten: PEH-Ansprechpersonen sind ein wichtiger Baustein für ein gesundes Arbeitsumfeld. Wer die richtigen Stellen kennt und offen fragt, findet meist schnell Unterstützung – oder wird selbst Teil der Lösung.
Sie leisten psychische Erste Hilfe am besten, wenn Sie Ihre eigenen Grenzen kennen, realistische Erwartungen haben und wissen, wann Sie Verantwortung abgeben dürfen.
Psychische Erste Hilfe ist wertvoll – aber sie darf nicht zu Ihrer eigenen Überforderung führen. Wer anderen hilft, muss auch gut auf sich selbst achten. Nur wenn Sie innerlich stabil sind, können Sie für andere da sein. Deshalb gilt: Selbstschutz ist kein Egoismus, sondern Voraussetzung für nachhaltige Hilfe.
Rolle klar definieren – Sie sind Kolleg:in, nicht Therapeut:in – Ihr Ziel ist: Stabilisieren, begleiten, keine Lösung erzwingen
Gespräche bewusst vorbereiten und begrenzen – Wählen Sie Ort und Zeitpunkt mit Bedacht – Vereinbaren Sie ggf. einen zeitlichen Rahmen
Emotionale Distanz wahren – Sie dürfen Mitgefühl zeigen, ohne alles zu übernehmen – Halten Sie professionelle Nähe statt private Identifikation
Nicht allein verantwortlich fühlen – Psychische Krisen haben viele Ursachen – Sie tragen nicht die Lösung – Nutzen Sie betriebliche Ansprechpersonen und Angebote
Eigene Reaktionen ernst nehmen – Wenn Sie nach einem Gespräch erschöpft oder betroffen sind: sprechen Sie darüber – Holen Sie sich selbst Unterstützung – z. B. über Supervision, Kolleg:innen oder externe Beratungsstellen
Regelmäßig reflektieren und für Ausgleich sorgen – Bewegung, Schlaf, Hobbys oder Austausch helfen, die eigene Balance zu halten – Selbstfürsorge ist aktiver Schutz vor Überlastung
Psychische Erste Hilfe endet nicht beim Gegenüber – sie beginnt bei Ihnen selbst. Wer auf die eigenen Kräfte achtet, bleibt langfristig handlungsfähig. Sie müssen nicht perfekt sein – es reicht, da zu sein, zuzuhören und rechtzeitig abzugeben.
Ja, psychische Erste Hilfe ist auch im Homeoffice möglich – durch digitale Gespräche, achtsame Kommunikation und gut erreichbare Hilfsangebote.
Auch bei mobiler Arbeit oder im Homeoffice kann es zu seelischen Belastungen kommen – etwa durch Isolation, Unsicherheit, Überforderung oder private Belastungen. Gerade hier ist psychische Erste Hilfe besonders wichtig, denn Warnzeichen bleiben im digitalen Raum oft länger unbemerkt.
Digitale Präsenz zeigen – In regelmäßigen Einzelgesprächen gezielt nach dem Befinden fragen – Offenheit signalisieren, z. B. „Wie geht es dir gerade – nicht nur fachlich?“
Verhaltensveränderungen im Call erkennen – Rückzug aus Besprechungen, Kameraverzicht, gereizte Reaktionen wahrnehmen – Auffälligkeiten sensibel ansprechen
Vertrauliche Gesprächsangebote machen – Persönliches Gespräch per Telefon oder Videocall anbieten – Einen geschützten Rahmen schaffen, z. B. außerhalb regulärer Meetings
Informationen zu Hilfsangeboten bereitstellen – PEH-Ansprechpersonen, Betriebsärzt:innen oder EAP-Angebote auch digital kommunizieren – Interne Infoseiten im Intranet aktuell und gut auffindbar halten
Eigene Erreichbarkeit signalisieren – Zeigen, dass man ansprechbar ist – auch im virtuellen Raum – Gesprächsbereitschaft wiederholt betonen
Vertrauensvolle Beziehungen, auch digital gepflegt
Kommunikationskultur, die Offenheit zulässt
Technische Möglichkeiten (z. B. sichere Tools, vertrauliche Kanäle)
Psychische Erste Hilfe funktioniert auch im Homeoffice – wenn Kommunikation bewusst gestaltet und Beziehungen gepflegt werden. Achtsamkeit, Dialogbereitschaft und klare digitale Strukturen sind dabei die entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Psychische Erste Hilfe ist eine kurzfristige Unterstützung in Krisensituationen – sie ersetzt keine Diagnose oder Therapie, sondern vermittelt Sicherheit, Stabilität und Orientierung.
Psychische Erste Hilfe ist vergleichbar mit medizinischer Erster Hilfe: Sie hilft akut, aber ersetzt keine langfristige Behandlung. Sie ist niederschwellig, nichttherapeutisch und auf den Moment fokussiert – mit dem Ziel, Menschen in seelischer Not zu stabilisieren und in passende Unterstützung zu begleiten.
Merkmal | Psychische Erste Hilfe | Psychologische Beratung / Therapie |
Ziel | Akute emotionale Entlastung | Bearbeitung tieferliegender Ursachen |
Dauer | Kurzfristig, situativ | Mittel- bis langfristig |
Qualifikation | Für Laien geeignet | Fachlich ausgebildete Psycholog:innen / Psychotherapeut:innen |
Inhalt | Zuhören, stabilisieren, vernetzen | Diagnostik, Methoden, Therapiepläne |
Verantwortung | Unterstützung, keine Behandlung | Fachliche Therapie mit Verantwortung für Verlauf |
Zugang | Direkt, ohne Hürde | Über Termin, Kassenzulassung, Wartezeiten |
Psychische Erste Hilfe endet, wenn:
die Krise länger anhält,
schwere Symptome auftreten (z. B. Panikattacken, Suizidgedanken),
die betroffene Person überfordert wirkt oder keinen Zugang mehr findet,
Gesprächspartner:innen sich selbst belastet fühlen.
In solchen Fällen ist die Vermittlung an Fachpersonal dringend empfohlen. Psychologische Ersthelfende sollten keine Verantwortung übernehmen, die ihnen nicht zusteht.
Psychische Erste Hilfe ist ein erster, menschlicher Schritt – keine Therapie. Sie bietet Halt in akuten Situationen, erkennt Grenzen und schafft den Übergang zu professioneller Unterstützung. Wer das versteht und beherzigt, leistet viel – mit Klarheit, Mitgefühl und Verantwortung.
Mitarbeitende spielen eine zentrale Rolle in der Ersthilfe bei psychischen Krisen. Dieser Abschnitt erklärt, wie Sie helfen können, ohne sich zu überfordern, und welche Anlaufstellen im Ernstfall wichtig sind.